Pjotr Alexejewitsch Kropotkin war ein russischer Adliger, Anarchist, Geograph und Philosoph.
Bei seiner Beisetzung 1921 in Moskau folgten hunderttausende Menschen seinem Sarg. Unter der Bedingung, dass sie danach wieder in die Gefängnisse zurückkehrten, durfte eine größere Zahl verurteilter Anarchisten an der Zeremonie teilnehmen. Es war die letzte große Demonstration anarchistischer Kräfte in Sowjetrussland.
Kropotkin beschäftigte sich im ausgehenden 19. Und 20. Jahrhunderts mit dem Versuch einer biologischen Fundierung einer anarchistischen Gesellschaft, die nach einem gewaltsamen Umsturz auf gegenseitiger Hilfe basiert.
Lynn Margulis war eine US-amerikanische (Mikro-)Biologin. Sie arbeitete bis vor wenigen Jahren an einem Widerlegung landläufiger Auffassungen des Evolutionstheorie des Darwinismus, die als „Survival of the Fittest“ oder „Struggle für Life“ neoliberale Rechtfertigungen einer Konkurrenzgesellschaft und kriegerischer Aggression abzugeben haben.
In dieser Infragestellung landläufiger Selbst- und Weltverständnisse sind Peter Kropotkin und Lynn Margulis einig.
Margulis geht von einer Evolution aus, die wesentlich auf Symbiosen beruht. Ihre Endosymbiontentheorie ist kein Vorbild für politisches Handeln. Aber eine scharfe Grenze zwischen Natur und Kultur existiert bei Kropotkin ebensowenig wie bei Margulis die scharfe Abgrenzung einer Lebensform von einer anderen. Was könnte es bewirken, die Natur ganz anders zu sehen?
In einer Lesung aus dem 1904 ins Deutsche übersetzten Werk Kropotkins „Gegenseitig Hilfe in der Tier- und Menschenwelt“ wird durch eingeschobene Videozitate von und über Lynn Margulis versucht, einen Schnittpunkt zu bilden: Im Imaginären? Anderen? Naiven? Unmöglichen? Wir können drüber reden.