The
Art
of
Emergency

Clara Alisch

Clara Alisch lebt und arbeitet als Bildende Künstlerin in Bremen. Sie schloss ihr Studium der Zeitbezogenen Medien 2021 an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg bei Prof. Matt Mullican und Prof. Michaela Melián mit dem Master of Fine Arts ab. 2018 studierte sie zudem ein Semester an der Beaux-Arts de Paris im Rahmen des Stipendienprogramms Art School Alliance. Aktuell absolviert sie einen Ergänzungsmaster der Kunstwissenschaften und Filmwissenschaften an der Universität Bremen. Seit 2017 ist sie Stipendiatin der Künstler:innenförderung des Cusanuswerks Bonn. Mit ihrer multimedialen Videoinstallation Lactoland, die sich mit der menschlichen Milchproduktion als reproduktivem, ökonomischem, ästhetischem und virtuellem Prozess beschäftigt, war sie Preisträgerin des Kunstpreises #rundgang50hertz 2022 des Hamburger Bahnhofs – Museum für Gegenwart Berlin, sowie Preisträgerin des Ursula-Schneider-Preises 2022 im 1. Hauptpreis des Museums der Arbeit Hamburg.

Alisch arbeitet und forscht dort, wo künstlerische, politische und wissenschaftliche Diskurse über (Un-)Sichtbarkeitsverhältnisse, feministische Raumpraxen und kollektive Handlungsstrategien zusammentreffen. Sie befasst sich vor allem mit dem Thema unbezahlter und somit unsichtbarer Reproduktionsarbeit und geht dem utopischen sowie spekulativen Potenzial für diesbezüglich alternative (sozio-)kulturelle Narrationen nach. Ihre künstlerische Arbeit umfasst immersive multimediale Videoinstallationen, Performances und Artefakte, mit denen sie diese Themen sichtbar machen will.

Ihre Arbeiten wurden in Deutschland in Institutionen wie dem Medizin-Historischen Museum Hamburg (2018), dem Fleetstreet Theater Hamburg (2018), dem Diözesanmuseum Rottenburg (2022), dem Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart Berlin (2022), der Kunsthalle Wilhelmshaven (2023), sowie in diversen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt.


Performing care


                         Wie kann die (Un-)Sichtbarkeit von (Re-)Produktionsarbeit hinterfragt werden?

Während meiner Residenz im Thealit Arbeitszimmer möchte ich kollektive Inszenierungen von Care-Arbeit untersuchen, um nach gemeinsamen Bewältigungen von Care-Tätigkeiten – insbesondere der der Milcharbeit – zu forschen. Dazu möchte ich bekannte (kunsthistorische) Repräsentationen von Care-Arbeit aus der Vereinzelung der Tätigen trennen, um nach einer Auflösung dieser Isolation und Segregation im Sinne einer „Art of Emergency“ zu suchen.

Arbeitsprojekt: Nursing together

In einer Art Tableau Vivant performen Mütter* und andere Eltern verschiedene kollektive Szenarien und Gesten der Care-Arbeit, die fotografisch dokumentiert werden und somit die performative Präsenz besonders einer marginalisierten Gruppe ermöglicht, die sonst im Verborgenen agiert.

Diese Form der Performance soll ein Gegenentwurf zur jahrhundertealten kunsthistorischen Tradition von isolierten Darstellungen von Mutter-Kind-Dyaden in Bildräumen und Displays darstellen. Die Künstlerin Lea Lublin präsentierte 1968 im Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris die interaktive Performance Mon Fils (Mein Sohn), in der sie die Care-Arbeit für ihren acht Monate alten Sohn im musealen Raum ausstellte. Die Besucher*innen waren eingeladen, am täglichen Leben einer Mutter mit Kind teilzunehmen.

In Anlehnung an ihre Position möchte auch ich Care-Tätigkeiten im öffentlichen Räum präsentieren und um eine kollektive Komponente erweitern. Die Präsentation der Stillarbeit bzw. Milcharbeit als performative Praxis soll zum Nachdenken über den Zusammenhang zwischen der Entstehung menschlichen Lebens und der Genese künstlerischer Werke anregen. Fürsorge- und Care-Arbeit werden dadurch als eine gemeinsame, dezentrale, widerständige, und öffentliche Geste behauptet. Indem Mütter* und andere Eltern explizit zu Happenings eingeladen werden, sollen Artefakte und Anordnungen aus der Perspektive der Tätigen entstehen. 


Donerstag
23. November 2023
18 Uhr

Im Gespräch:
Clara Alisch und Lisa Marie Zander

Performing Care
Neue Linien zwischen Kunst- und Care-Arbeit

Clara Alisch und Lisa Marie Zander laden herzlich ein für Donnerstag, den 23. November um 18:00 ins Arbeitszimmer thealit zu einem spannenden Gespräch, in dem sie über das Residency-Projekt von Clara Alisch Performing Care sprechen werden.

Dabei geht es konkret um die Integration von Orten kollektiver Pflegearbeit in den städtischen Raum bis allgemein um eine neue Relation von Kunst und Care. Zum Beispiel entlang eines aktuellen Buchs von Bojana Kunst "Das Leben der Kunst: Transversale Linien der Sorge".
Bei allem ist die Perspektive einer „Art of Emergency” gewählt, um Isolation und Segregation (nicht nur) in der Care Arbeit aufzulösen.

Im Arbeitszimmer thealit, St.-Jürgen-Straße 157/159, Bremen werden nebenbei „kleine Praxen des Bewohnens” etabliert – wie die beiden es nennen – , was nämlich heißt, es wird auch Punsch und Gebäck geben.

Kommt vorbei!

Im Arbeistszimmer thealit
St.-Jürgen-Str. 157/159
Bremen

Lisa Marie Zander arbeitet als freie Kuratorin und Architektin in Hamburg. Ihre Arbeiten beschäftigen sich mit dem Bewohnen und der kritischen Aneignung von öffentlichem Raum aus einer feministischen Perspektive. Gemeinsam sprechen Clara Alisch und Lisa Marie Zander über Möglichkeiten und Handlungsperspektiven, Orte der kollektiven Care-Arbeit in städtische Räume zu integrieren. (www.lisazander.com)

Dienstag 05.12.2023
16 bis 18 Uhr

OPEN STUDIO

Zum Abschluss ihrer Residency bei The Art of Emergency lädt Clara Alisch zu einem kleinen Come-Together im Rahmen eines Open-House-Events ein. Alle sind willkommen!

„Reproduktion in der Kunst neu zu denken, bedeutet, Schwangerschaft, Kindererziehung und andere Formen der Sorgearbeit nicht als periphere Momente im Leben einer Künstlerin zu betrachten, sondern als etwas, das inhärent ein integraler Bestandteil der künstlerischen und kulturellen Produktion ist.” (Übersetzung thealit) 
Mary Jirmanus Saba: Why Call It Labour? On Motherhood and Art Work, veröffentlicht von Mophradat und Archive Books, S. 34.

Kommt vorbei!


Weitere Arbeiten von Clara Alisch

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