The
Art
of
Emergency

Clara Alisch

Weitere Arbeiten (Auswahl)

https://www.instagram.com/clara_alisch/ 
https://www.youtube.com/watch?v=RYFrfz14VsM
https://other-writers.de/2022/03/12/other-artists-clara-alisch/

LACTOLAND, 2021

Eine Frau* sitzt auf einem ergonomischen Stuhl, gekleidet in hellgelber Arbeitskleidung und schaut aus dem Fenster. Sie schließt routiniert eine Milchpumpe an ihre frei liegende Brust an. Der Ort erinnert an eine Produktionshalle. Durch das Fenster scheint die Sonne. Das Geräusch der Pumpe erfüllt den Raum. Alles beginnt mit einem Tropfen. Jeder Tropfen zählt. Eine Milchproduzent:in bei der Arbeit.

Lactoland performt mittels einer Videodarbietung die Umwertung weiblicher Milch, und führt sie in den ökonomischen Kreislauf ein.



Die historische Entwicklung der Frauenmilch von einer ökonomischen Substanz hin zu dem, was wir gemeinhin als „Muttermilch“ bezeichnen, wird durch die Arbeit umgekehrt. Den Zuschauer:innen ist es möglich, Verfahrensweisen und Herstellung des Produktes von Lactoland ganz nah und interpassiv mitzuerleben. Lactoland demonstriert eindrücklich die Anstrengungen, die zur Herstellung des Produktes nötig sind.

Clara Alisch, Lactoland (2021-2023), Installationsansicht. (Foto: Janis Fisch)
Clara Alisch, Lactoland (2021), Fotoserie. (Foto: Tim Klausing)

Zum Produktionsprozess gehören der Prozess des Milchpumpens, die räumliche Isolation, der Sound des Verfahrens und schließlich die Herstellung eines Bonbons aus der gewonnen Milch. Lactoland arbeitet an einer konkreten Sicht- und Hörbarkeit von feminisierter Reproduktionsarbeit, die im Alltag oft in dafür vorgesehenen Räumlichkeiten verborgen wird.
Die Technologie der Milchpumpe verspricht die Einsparung von Zeit, jedoch wird die Mutter zur eigenen Amme des Kindes und hat am Ende die doppelte Arbeit, wodurch Lohnarbeit, Reproduktionsarbeit und Freizeit zunehmend zu einem werden. Ein Lebensgefühl, das die Realität vieler Mütter* widerspiegelt.
Um die meist temporäre Angelegenheit der Brusternährung in eine Sichtbarkeit zu bringen, demonstriert Lactoland diesen Zustand nachhaltig, um so nach einer imaginativen Auflösung des Dilemmas (Weiblichkeit – Unabhängigkeit) zu forschen.

Die alltäglichen Handlungen der Fürsorge durch die Brusternährung liegen im Fokus der künstlerischen Arbeit Lactoland. Ziel ist es, einen Perspektivwechsel zu ermöglichen, der die Unsichtbarkeit von Reproduktionsarbeit revidiert, und so neue Beziehungsmuster zu knüpfen und die der Marginalisierung und Isolation von Care entgegen zu wirken. Der Milchtropfen mit seiner digital-abjekten Dynamik erscheint dabei vor unseren Augen und erreicht eine Öffentlichkeit. Wann sonst kommen wir schon ein-mal mit menschlicher Milch in Berührung, wenn nicht als Eltern, Kinder oder Care-Arbeiter:innen?

Clara Alisch, Lactoland (2021), Videostill. 

THE VOICE OF SHANNON, 2018

Die Installation The Voice of Shannon verhandelt individuelle Wahrnehmungen von Arbeit. Wie arbeiten wir heute? Zwischen Verantwortung und Eskapismus, Motivation und Langeweile, Macht und Moral?

The Voice of Shannon, 2018
Multimediale InstallationHolz, bedrucktes Seidenpapier, Teppich 2,80 cm x 1,40 cm x 1,40 cm plus Decke 5,60 cm x 4,20 cm aus Holz und Seidenpapier

Das Herzstück von The Voice of Shannon ist das fiktive „work interface“ namens Shannon. Eine Figur, die ihre Arbeitsfähigkeiten in Frage stellt, in der Menschen strategisch geformt, geführt und in potenzielle Arbeiter:innen verwandelt werden. Was strebt ein Subjekt an, dass seinen Reichtum an seiner Arbeit misst? Die Bürolandschaft gibt Einblicke in das Leben von Shannon und verhandelt unternehmerische Reaktionen und Trends. The Voice of Shannon beschäftigt sich mit der Frage nach den Auswirkungen von Fortschritt und Technologie auf unsere Welt. Shannon wollte zwar nie die große Bühne, aber zumindest muss Shannon das Publikum nicht sehen. Die titelgebende Hauptfigur hat den Aufführungsraum längst verlassen und es bleiben nur Hinweise, verteilt in der Installation, die futuristisch aber gleichzeitig auch abgenutzt und antiquiert erscheint. Während Shannon einen bürointernen Monolog über das Bleiben oder Gehens diskutiert, zielt Shannon immer wieder auf Strategien zur Produktivitätssteigerung durch gezielte subjektive Wünsche, die die top-down definierten Machtverhältnisse bekräftigen. Aber wo ist Shannon?


MORE, 2018

More 2018
Stahlkonstruktion, Wandgemälde und Artefakte
Videoloop (5:45 min.) und Soundscape (16:00 min.)

THE INDIVIDUAL ENHANCEMENT CENTER
TECHNOBODY
2018

Das Individual Enhancement Center (IEC) lädt Sie zu einer Informationsveranstaltung in den historischen Sektionsaal des Medizin-Historischen Museum Hamburgs ein. Der Abend informiert nicht nur über die Leistungen des Individual Enhancement Centers, sondern bietet auch Einblicke in aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen des Human Enhancement und des Transhumanismus. Verschiedene Objekte diskutieren ethische und moralische Fragen des Transhumanismus, erläutern technische Hintergründe und werfen Blicke in die Zukunft des Transhumanismus. Ein performativer Audiowalk durch die Ausstellung ermöglicht es den Gäst:innen, sich einen grundlegenden Überblick über das Thema zu verschaffen. Das Individual Enhancement Center freut sich über jedes Interesse am Service der Klinik und lädt Neugierige und Interessierte, aber auch Skeptiker:innen und Betroffene herzlich zum Informationsa-bend ins Medizin-historische Museum Hamburgs ein.

Technobody, 2018
Audiowalk durch die historischen Sektionssäleeingebettet in eine immersive Performanceinstallation (60 min.) Mitarbeiter:in der IEC infomiert die Gäste über den „Implemantation Process