The
Art
of
Emergency

Jana Piotrowski

Jana Piotrowski ist Freie Künstlerin und studiert in der Meisterschüler:inklasse bei Ingo Vetter an der HfK Bremen.

In ihrer künstlerischen Praxis arbeitet sie vor allem mit organischer Materie und kollektiv produzierenden Systemen. In Rauminstallationen erforscht sie ortsspezifische Prozesse der Veränderung und Entwicklung, die durch die Zeit ausgelöst werden. Sie interessiert sich dafür, wie wir mit unserer Umwelt verwoben sind, und für die Unsichtbarkeiten, in denen wir uns bewegen und denen wir begegnen.

Netzwerke, wie sie in der Natur vorkommen und solche, in denen wir uns im Alltag bewegen, sieht sie als Beispiele für dauerhafte Verbindungen, Begegnungen und Austausch. Jana bewegt sich in unabhängigen Kunst- und Kulturkollektiven, arbeitetet in kollaborativen Kontexten und DIY/DIWO-Formaten. Dies ist für sie eine Möglichkeit, anderen im Tun und Denken zu begegnen und gemeinsam Wissen und Erfahrungen zu kreieren.


Thinking with Slime Mould

Thinking with Slime Mould ist ein Versuch, einen Schritt aus der menschlichen Perspektive zu wagen und aufmerksam Beziehungen zu knüpfen. Der Slime Mould (Physarum Polycephalum) ist ein einzelliges Lebewesen, das als kollektiver Körper agiert, sich erinnert, Wissen ins System trägt und sich mit anderen Organismen zusammen schließt. Durch pulsierende Bewegungen orientiert sich der Slime Mould in der Umgebung, tastet sie ab und hinterlässt Spuren, die für ihn lesbar sind.


Für mich öffnet die 'Kollaboration' mit dem Lebewesen die Möglichkeit über die Weitergabe von Erinnerungen, Wissen und Erfahrungen in nicht- hierarchischen, kollektiven Systemen nachzudenken.

Wo werden Erinnerungen gespeichert und wie treffen biologische Einheiten gemeinsam Entscheidungen?

Ist der Slime Mould in der Lage, uns eine andere Sichtweise einnehmen zu lassen, die eine privilegierte und übergeordnete, vom Menschen ausgehende Erkenntnisposition einschließt und überdenkt?

Wie nimmt ein Slime Mould die Welt wahr?

In meiner Zeit im Arbeitsraum lade ich queer-/feministische Denker:innen bzw. ihre Literatur in den Raum ein (z.B. Lynn Margulis, Donna Haraway, Anna Tsing, Ursula le Guin) und verknüpfe sie mit den Spuren des Slime Moulds. Kommt gerne zu den Öffnungszeiten vorbei, um zu lesen, zu forschen und über symbiotische Beziehungen in unserem Leben nachzudenken- im ganz Kleinen, wie im ganz Großen.

Art Residency #3
Jana Piotrowski
19.12.-12.01.23

Im Deutschen wird die Klasse „Schleimpilze” genannt, umfasst 900 -1500 Arten – die Forschung ist noch uneins –, nur gewiss ist: um Pilze im eigentlichen Sinne handelt es sich nicht, denn diese erstaunlichen Lebewesen vereinen Eigenschaften von Pilzen und Tieren. Ein Schleimpilz in natürlicher Umgebung lebt beispielsweise auf faulendem Holz oder im Moder und besteht aus Protoplasma mit vielen Zellkernen, teilweise mehreren Milliarden. Auf bislang weitgehend unerklärte Weise zeigen diese Mikroorganismen, die unter Laborbedingungen auf bis zu mehreren Quadratmetern anwachsen können, intelligentes Verhalten: sie scheinen sich zu erinnern, zu denken und aktiv zu entscheiden, wie an ihrer Fortbewegung zu Nahrungsquellen kenntlich wird. In jedem Fall sind sie in ihrem weichen, gelatineartigen Körper nur scheinbar fragil, denn in den zig Jahrmillionen Ihrer Existenz müssen sie viele Emergency-Lagen erfolgreich überlebt haben …Jana Piotrowski wird ihre Zeit der Residency dem Slime Mould widmen und lädt in das Arbeitszimmer thealit (St. Jürgen Str. 157/159 in Bremen) ein, sich gemeinsam auf dessen Spuren und denen einiger queer/feministischer Denker:innen zu begeben. Dem Denken über und mit dem Schleimpilz können alle Neugierigen an 3 Terminen (7. , 10. und 12. Januar 2023) näherkommen.

7. und 10. Januar, ab 17 Uhr
Thinking with Slime Mould
Offenes Atelier

Jana Piotrowski lädt zum Projekt „Thinking with Slime Mould" ein. An 3 Terminen geht es darum, dem erstaunlichen Schleimpilz, einem schier unvorstellbaren Wesen, näherzukommen: im thealit Arbeitszimmer, St. Jürgen Str. 157/159 in Bremen.
"Ich bin im Arbeitszimmer und ihr könnt mich gern ab 17 Uhr besuchen, es euch in der Leseecke gemütlich machen und lesen, stöbern oder selbst einen Slime Mould mit nach Hause nehmen, wenn ihr möchtet (für Anleitungen und das Bauen einer Umgebung für euren Slime Mould auf der Petri-Schale treffen wir uns um 19 Uhr). Ich serviere Porridge und Bier, des Slime Moulds Lieblingsspeisen!"

Donnerstag 12.01. - 19 Uhr
Herumgleiten

"Ich lade zu einer geführten Meditation / Körperreise ein (mit 3-8 Personen), in der wir uns mit dem Netzwerk des Slime Moulds verbinden und ihm*ihr näher kommen. Durch pulsierende Bewegungen orientiert sich der Slime Mould in der Umgebung, tastet sie ab und hinterlässt Spuren, die für ihn lesbar sind. Eine glitschige Reise, ohne Gehirn, in Freundschaft mit dem Wasser, der Dunkelheit und der Erde. Bringt gerne gemütliche Kleidung mit!
Mit Anmeldung: jana-pio@web.de
Anschließend ist das Arbeitszimmer (St. Jürgen Str. 157/159 - Bremen) für alle geöffnet, ab 20 Uhr. Ich freue mich auf euch!"


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