Anngret Schultze (1992) studierte Kulturwissenschaften und Digitale Medien (B.A.), sowie Performance Studies (M.A.). Ihr künstlerisches Forschen bewegt sich zwischen Performance und Installation und widmet sich widerständigen Potentialen des Körpers. Dekoloniales Verlernen, Queerness, kritische Softness und Fragen von Care sind Ausgangspunkte für ästhetisches Horchen und Formen. Das Verhältnis von Text/Theorie und ästhetisch-sinnlicher Erfahrung zieht sich als grundlegendes Forschungsinteresse durch ihre Praxis.
Anngret Schultze
Projekt
Body_Text_Sensuousness. Eine digitale Contact-Zone. Performatives Forschen zum Verhältnis Text, Körper, Sinnlichkeit.
Dear Body,
are you fact or are you fiction?
Is your movement text?
Is there something only you know?
Text. Textur. Diskurs. Struktur. Macht. Körper. Verkörperung. Wissen. Die Arbeit Body_Text_Sensuousness - Eine digitale Contact-Zone ist eine Auseinandersetzung mit Fragen zum Selbst, Subjektivität und Identität. Was prägt mich? Gesellschaftliche Struktur? Verkörperte Existenz?
In Kooperation mit den Tänzer:innen Franca Burandt, Gabriel Obergfell und Ton Bogataj entstehen improvisierte Bewegungssequenzen, dialogische Momente zwischen Text und Körper, in denen die westlich tradierte Dichotomie zwischen Körper und Ratio hinfällig wird. Stattdessen eröffnen sich poetische Zwischenräume und Überlagerungen.
Zum Ende ihres Arbeitsaufenthalts, zeigt Anngret Schultze erste Ergebnisse ihrer künstlerischen Forschung. Ihr Projekt Body_Text_Sensuousness - Eine digitale Contact-Zone wird doppelt und parallel bespielt:
- Im Schaufenster des Arbeitszimmer thealit als vielschichtige, räumlich gestaffelte Videoprojektion.
Zu sehen ab Montag 20. Dezember, ebenfalls Dienstag 21. und Mittwoch 22., jeweils von 16:30 – 21:00 Uhr.
St.-Jürgen-Str. 157, Bremen. - gibt es Eindrücke ihrer Arbeit bei Instagram thealit_fkl zu entdecken.
Anngret Schultze Arbeitsauswahl
PRACTICAL_SPELL
2021, performative Stadterkundungstour, Schwankhalle Bremen, erarbeitet im Kollektiv b/w*itch
In dem Projekt PRACTICAL_SPELL geht es um das Medium Sprache als Trägerin von Machtverhältnissen. Sprache schreibt sich ein – in Körper, in Städte, in Straßennamen, Brücken, Plätze, in Arten und Weisen des Zusammenkommens. PRACTICAL_SPELL verweist auf unerhörte Plätze, leitet FLINTA* sicher durch die Straßen und verhext gewohnte Perspektiven.
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FLUID DESIRES INSTANT INTIMACY 3
2021, Tanzfilm, Kraftwerk Bille Hamburg, Kollaboration mit Kim Dall’Armi
Chose your character – sex, desire, gender. I am presently the primary embodiment of that character, but anyone can be them, anyone who decides to pick up that mask, put it on and embody it with whatever energy they feel inspired to do it with. Organize your gender. Eine Illusion, die diskursiv aufrecht erhalten wird. I have a body. Can we ever not do gender?
Du hörst mich sagen: You’re part of the past, I’m part of the future. You get ready, I get dressed up. To go nowhere in particular. Here, I can begin to conceive new futurities, based on the crumbling foundation of the limited experience of the heteronormative. Contemplating about the forms the sexed body can inhabit.
Exhale. Breathe some life into a fantasy.
Who owns your body? Anatomy is fiction.
Let’s fuck things up.
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SO SOFT. EINE QUEER BOY EXPERIENCE
2020, digitale Performance, MS Artville digital edition, Kollaboration mit Kattalin Mitxelena Newiger
Ein ‚echter Mann‘ zu sein ist für uns nicht von Interesse. Jede Idee von Echtheit ist gefärbt durch kulturelles Gewordensein. Wir entkoppeln Realness von biologistischen Ideen. Eine Verwerfung von Männlichkeit halten wir nicht für sinnvoll. Stattdessen entziehen wir sie einem binären, heteronormativen Zugriff und zelebrieren die Farce, das Spiel, das Verwischen, die Umdeutung, die Aneignung.