Serialität: Reihen und Netze

Thealit-Laboratorium vom 31.10. - 11.12.1999

 
 
 

Sigrid Nieberle

     

Vortragstext

 
 
 
 
Knopfdruck. Serialität und Kitsch in computergenerierten Texten
 

Die deutschsprachige Web-Literatur wird derzeit häufig zwischen den Polen ihres Innovationspotentials und den deutlich regressiven Momenten ihrer Realisierung debattiert. Nicht jeder 'belletristische' Hypertext löst die Versprechen der Medientheorie ein, vielmehr steuern manche dem geradezu entgegen und flüchten in traditionelle Gattungsdiskurse und bodenständige Narrationsverfahren. Eine mögliche These in bezug auf die Entwicklung der Web-Literatur lautet: Der Kitsch, der sich in der Tradition des 19. Jahrhunderts zuallererst durch die serielle Verwendung literarischer Muster und Mittel beschreiben und in der gegenwärtigen literarischen Web-Landschaft beobachten läßt, kollidiert mit jenem medientheoretischen Potential und wird dennoch erst von ihm hervorgebracht. Autorschaftsphantasien und Schriftmuster (ikonische und alphanumerische Codes) charakterisieren sowohl die Autorinnen der Gartenlaube als auch den "Autor als Algorithmus" (Peter Weibel). Besonders deutlich, möglicherweise paradigmatisch und symptomatisch, lassen sich die Zusammenhänge von Serialität und Kitsch vor der Folie der Geschlechterdifferenzen aufzeigen.