«recap + listen»
«recap + listen», initiiert von Mari Lena Rapprich, ist kein einmaliges Projekt, sondern formuliert eine fortlaufende künstlerisch-wissenschaftliche Strategie. «recap + listen» fungiert als Verhandlungsraum, in dem sich unterschiedliche Perspektiven überschneiden und inproduktiven Austausch sowie kritische Reflexiontreten. Dabei wird untersucht, wie wir zuhören, was wir hören und wessen Stimmen gehört werden, insbesondere in Kontexten, die von Machtdynamiken, Kolonialisierung, Klasse und Diskriminierung geprägt sind. «recap + listen» hinterfragt etablierte Strukturen künstlerischer und akademischer Kanons und zielt darauf ab, marginalisierte oder oft überhörte Narrative durch dialogische und kollaborative Praxis aufzuzeigen. Das Projekt setzt sich mit persönlichen, institutionellen und ideologischen Grenzen auseinander und lädt die Teilnehmenden ein, diese zu reflektieren und zu erweitern und sich von den Erfahrungen anderer prägen zu lassen. Dadurch möchte «recap + listen» gemeinsame Dialogräume schaffen, die Komplexität annehmen und das Zusammenleben fördern. «recap»
bedeutet, den Status quo zu erfassen und diesen zu kontextualisieren, um so komplexe Zusammenhänge und Geschichten erfahrbar zu machen, während «listen»
empathisches und aktives Zuhören als Grundlage für Verständnis, Gemeinschaft und die Neubetrachtung der Frage, wer sprechen und gehört werden darf, betont. Zuhören wird zu einem Instrument der Solidarität, Anerkennung und Transformation.
Mari Lena’s künstlerischer Ansatz ist interdisziplinär und forschungsbasiert angelegt und nutzt Methoden wie öffentliche Lesungen, Reading Sessions, Gespräche, Workshops und künstlerische wie recherchenbasierte Residenzen, um Räume der Begegnung sowie Reflexion zu schaffen und um Theorie und Praxis zu verbinden. Mari Lena arbeitet mit textuellen, visuellen und diskursiven Medien und versucht Teilnehmenden in persönlichen, räumliche und dialogische Prozesse einzubinden. Dabei basiert «recap + listen» sowie Mari Lena’s Praxis auf kollaborative Wissensproduktion und fördert einen sich entwickelnden Materialkorpus, der auf Kontext, Partizipation und kritischen Austausch reagiert. «recap + listen»
versteht sich als eine offenen Sammlung oder ein wachsendes Archiv, in dem künstlerische Praxis, Forschung und dialogische Auseinandersetzungen interagieren und als einzelne Artefakt oder Objekte miteinander in Relation und Reflexion treten. Jedes Artefakt verbindet unterschiedliche Perspektiven, Lebensrealitäten und Geschichten.