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Mari Lena Rapprich


Mari Lena Rapprich ist Künstler:in, Kurator:in und Research und arbeitet derzeit zwischen Bremen und Tunis. In ihrer künstlerischen Arbeit bewegt sich Mari Lena zwischen systematischer Zeichnung, überlagerten Linien und experimentellen Klanglandschaften. Ausgangspunkt sind häufig Schreib- und Ordnungssysteme, denen sich die Hand unterzuordnen hat. Vorhandene Systeme dienen als Handlungsanweisung für zeichnerische und/oder auditive Prozesse, in denen die Wiederholung, rhythmische Bewegungen, das Scheitern als produktiver Moment und Zeitlichkeit angelegt sind. 2020 publizierte Mari Lena das Künstler:inbuch «Repeat» mit dem dazugehörigen Tape «24:06». Aktuell forscht Mari Lena künstlerisch wie wissenschaftlich zur Analogie von Zeichnen und Weben sowie zu Ton im Film.

Residency 16. - 26.10.2025

«recap + listen»


«recap + listen», initiiert von Mari Lena Rapprich, ist kein einmaliges Projekt, sondern formuliert eine fortlaufende künstlerisch-wissenschaftliche Strategie. «recap + listen» fungiert als Verhandlungsraum, in dem sich unterschiedliche Perspektiven überschneiden und inproduktiven Austausch sowie kritische Reflexiontreten. Dabei wird untersucht, wie wir zuhören, was wir hören und wessen Stimmen gehört werden, insbesondere in Kontexten, die von Machtdynamiken, Kolonialisierung, Klasse und Diskriminierung geprägt sind. «recap + listen» hinterfragt etablierte Strukturen künstlerischer und akademischer Kanons und zielt darauf ab, marginalisierte oder oft überhörte Narrative durch dialogische und kollaborative Praxis aufzuzeigen.

Das Projekt setzt sich mit persönlichen, institutionellen und ideologischen Grenzen auseinander und lädt die Teilnehmenden ein, diese zu reflektieren und zu erweitern und sich von den Erfahrungen anderer prägen zu lassen. Dadurch möchte «recap + listen» gemeinsame Dialogräume schaffen, die Komplexität annehmen und das Zusammenleben fördern. «recap» bedeutet, den Status quo zu erfassen und diesen zu kontextualisieren, um so komplexe Zusammenhänge und Geschichten erfahrbar zu machen, während «listen» empathisches und aktives Zuhören als Grundlage für Verständnis, Gemeinschaft und die Neubetrachtung der Frage, wer sprechen und gehört werden darf, betont. Zuhören wird zu einem Instrument der Solidarität, Anerkennung und Transformation.


Mari Lena’s künstlerischer Ansatz ist interdisziplinär und forschungsbasiert angelegt und nutzt Methoden wie öffentliche Lesungen, Reading Sessions, Gespräche, Workshops und künstlerische wie recherchenbasierte Residenzen, um Räume der Begegnung sowie Reflexion zu schaffen und um Theorie und Praxis zu verbinden. Mari Lena arbeitet mit textuellen, visuellen und diskursiven Medien und versucht Teilnehmenden in persönlichen, räumliche und dialogische Prozesse einzubinden. Dabei basiert «recap + listen» sowie Mari Lena’s Praxis auf kollaborative Wissensproduktion und fördert einen sich entwickelnden Materialkorpus, der auf Kontext, Partizipation und kritischen Austausch reagiert. «recap + listen» versteht sich als eine offenen Sammlung oder ein wachsendes Archiv, in dem künstlerische Praxis, Forschung und dialogische Auseinandersetzungen interagieren und als einzelne Artefakt oder Objekte miteinander in Relation und Reflexion treten. Jedes Artefakt verbindet unterschiedliche Perspektiven, Lebensrealitäten und Geschichten.

Im Rahmen von «Re Capitulating» im Thealit Arbeitszimmer wird Mari Lena ihre künstlerisch-wissenschaftliche Recherche fortsetzen, ihren Fokus auf Textarbeiten und Literaturrecherchen setzen sowie bisherige Artefakte sortieren, zuordnen und transformieren. Vorangegangen ist ein Rechercheaufenthalt in Tunis, Tunesien zu Beginn dieses Jahres, indem Mari Lena sich explizit mit Texten und Fotografien aus der MEN A-Region befasst hat. Der 10-tägige Aufenthalt im Thealit umfasst ein Programm aus Gesprächen, einer Lesung, Reading Sessions und ein Open Studio Tag.


FREITAG, 17. Oktober, 19 Uhr

Sprache: Deutsch 
Lesung: Wo ich (nicht) sein sollte


Buch über Scham und Klassismus
von/mit Sara Mari Blom 
Gespräch, moderiert von Mari Lena Rapprich


Bildung, Liebe, Heimat, Glaube, Geld – all das sind Orte, an denen
Sara Mari Blom sich schämt. Jahrelang sammelt sie Orte wie diese, bis ihr auffällt: Fast alle ihre Scham-Orte haben mit ihrer Herkunft zu tun – und damit, dass sie diese scheinbar verlassen hat. “Wo ich (nicht) sein sollte” fragt nach den emotionalen Konsequenzen des sogenannten Bildungsaufstiegs. Dieser vielfach angepriesenen Erfolgsgeschichte stellt die Autorin ihre Erlebnisse von Klassismus und innerer Zerrissenheit entgegen. Und sie stellt einen unerbittlichen Hauptakteur vor, der ihr (Er)Leben prägt: Scham. 

Als Arbeiter*innenkind aus dem ländlichen Raum studierte Sara Mari Blom (*1994) Kostümbild in Hannover und Integriertes Design in Bremen. Sie ist Alumna der Tasawar Curatorial Studios 2020/21 des Goethe Instituts Tunis und erhielt das IFA-Stipendium des Cross Culture Programs 2021. Als Künstlerin, Autorin und Arbeiterin beschäftigt sie sich mit dem Verhältnis zwischen Klasse, Raum und Begegnung. Dabei erforscht sie insbesondere den Zwischenraum, der bei Überschreitungen sozialer Klassen entsteht – und die damit verbundene Scham.

Mehr zu Sara Mari Blom: saramariblom.com
https://www.instagram.com/saramariblom 

SAMSTAG, 18. Oktober, 12-16 Uhr

Sprachen: Deutsch und Englisch

Reading Session #1: 
Class, Visibility, Movement / Klasse, Sichtbarkeit, Bewegung

Gemeinsam werden wir uns mit persönlichen, institutionellen und ideologischen Grenzen auseinandersetzen und diese zum Themenkomplex "Class, Visibility, Movement“ in Relation setzen. Die Auswahl der Texte und Textpassagen basiert auf der fortlaufenden Recherche von Mari Lena Rapprich und bindet unterschiedliche Denk- und Handlungsansätze mit ein. Um Anmeldung wird gebeten: info(at)marilenarapprich.de 


FREITAG, 24. Oktober
Beginn 19 Uhr
Open Studio: «recap + listen» 

Zum Abschluss des 10-tägigen Aufenthalts im Thealit Arbeitszimmer zu Re.Capitualting präsentiert Mari Lena Rapprich ihren aktuellen künstlerische wie wissenschaftlichen Forschungsansatz – «recap + listen» versteht sich als eine offenen Sammlung oder ein wachsendes Archiv, in dem künstlerische Praxis, Forschung und dialogische Auseinandersetzungen interagieren und als einzelne Artefakt oder Objekte miteinander in Relation und Reflexion treten. Jedes Artefakt verbindet unterschiedliche Perspektiven, Lebensrealitäten und Geschichten.


SAMSTAG, 25. Oktober, 14-16 Uhr

Sprachen: Deutsch und Englisch

Reading Session #2: 
Thinking, Feeling, Resistance / Denken, Fühlen, Widerstand

Gemeinsam werden wir uns mit persönlichen, institutionellen und ideologischen Grenzen auseinandersetzen und diese zum Themenkomplex "Thinking, Feeling, Resistance“ in Relation setzen. Die Auswahl der Texte und Textpassagen basiert auf der fortlaufenden Recherche von Mari Lena Rapprich und bindet unterschiedliche Denk- und Handlungsansätze mit ein. Um Anmeldung wird gebeten: info(at)marilenarapprich.de 

Mehr von Mari Lena Rapprich:

marilenarapprich.de

instagram.com/mlrampe