Ich möchte mich im Thealit Arbeitszimmer gerne intensiv über den Geschmack von Heimat beschäftigen und austauschen in potentiellen Food-Performances. Ich möchte Heimaten verstehen und Stücke von Heimaten in Einmachgläsern einlegen. Von meiner Großmutter und Mama habe ich gelernt unterschiedliches Obst und Gemüse einzulegen. Was genau definiert den Geschmack von Heimat? Wie kann ich diesen Geschmack bewahren, einlegen, konservieren? Was bedeutet konservieren im Zusammenhang von Heimat? Und welcher Moment im Geschmack umarmt uns seit Generationen? Welche Rolle spielen geografische Bedingungen und (Kolonial-)Geschichte im Geschmack?
Warum tuen wir uns so schwer den Plural von Heimat zu akzeptieren? „Wer Heimat sagt, nimmt mehr auf sich.“ (M.Frisch) Ich nehme durch meine Geschichte der Russland-Deutschen, die Geschichte von Migration, von ehemaliger Kolonialpolitik, der Sowjet Union und Deutschlands auf mich. Heimat(en) werden mir zu- und abgesprochen. Zweisprachigkeit wird zum Problem der Identität und die historische und geographische Lage Zentral Asiens machen es mir schwer, mich auf eine Herkunft herunter zu brechen. Immer wieder das Gefühl, dass Heimat finden, nicht frei macht. Definiere ich meine Heimat oder wird sie von Anderen gemacht? Wie viel von meiner Heimat als Migrantin der 2.Generation ist in mir? Wo bin ich? Sind meine Erinnerung meine eigenen oder die meiner Eltern, da sie alles hinter sich gelassen haben und ihnen nichts blieb außer der Erinnerung? Bin ich nun fremd hier oder fremd dort?
Der Aufenthalt im Thealit Arbeitszimmer ist für mich als Kontemplation, Ausarbeitung und Erweiterung zu verstehen. Wenn der Heimatbegriff eine Krise erfährt, eine Krise von Ausgrenzung, Abschiebungen, militärischen Invasionen, Geschichtspatriotismus… dann muss ich als Mensch, der keine Heimat findet, der zu viele Heimaten hat, aber nicht heimatlos ist, zu Sprache finden und dann begebe ich mich auf die Reise von Geschmack von Heimaten, um vielleicht sogar festzustellen, dass ich fasten möchte.