Helena Otto lebt und arbeitet in Köln und Bremen. Sie studierte an der HfK Bremen bei Natascha Sadr Haghighian und Franka Hörnschemeyer. Sie war Meisterschülerin von Natascha Sadr Haghighian. Neben ihrem Diplom in Kunst, hat sie einen Bachelor of Arts in Kunstgeschichte, Philosophie und Soziologie nach einem Studium an der TUDresden und der Université Paris Sorbonne IV.
Ihre künstlerische Arbeit wurde gefördert und ausgezeichnet unter anderem durch das Kunststipendium der Bremischen Kulturkirche, Förderungen des Senators für Kultur, einem Residenzstipendium in Worpswede, dem H.A. Bockmeyer Reisestipendium, dem Neustart Kulturfond und dem 27. Videoförderkunstpreis.
Arbeiten von Helena Otto waren sowohl in Einzelausstellungen wie Back;Ground (Circa Gallery) und HALTUNGEN (Kulturkirche) in Bremen zu sehen, aber auch in Gruppenausstellungen wie Fremd (Produzentengalerie Hannover), Deutsches Kurzhörspiel Festival Leipzig, dem Videokunstförderpreis im Paula Modersohn-Becker Museum Bremen.
Helena Ottos Arbeiten sind vielfältig in ihrem Ausdruck, Material und Genre. Mit Installation, Skulptur, (Food-)Performance, Fotografie, Video, Audioplay und Storytelling erarbeitet sie Perspektiven von Heimat, Herkunft und Identität.
sweet sour taste of nostalgia
(Residency 16.09 - 01.10.2025)
Ich möchte mich im Thealit Arbeitszimmer gerne intensiv mit dem Geschmack von Heimat beschäftigen und austauschen in Food-Performances. Ich möchte Heimaten verstehen und Stücke von Heimaten in Einmachgläsern einlegen. Von meiner Großmutter und Mutter habe ich gelernt, unterschiedliches Obst und Gemüse einzulegen. Was genau definiert den Geschmack von Heimat? Wie kann ich diesen Geschmack bewahren, einlegen, konservieren? Was bedeutet Konservieren im Zusammenhang mit Heimat? Und welcher Moment im Geschmack umarmt uns seit Generationen? Welche Rolle spielen geografische Bedingungen und (Kolonial-)Geschichte im Geschmack?
Warum tuen wir uns so schwer Heimat(en) im Plural zu akzeptieren? „Wer Heimat sagt, nimmt mehr auf sich.“ (Max Frisch) Ich nehme durch meine Geschichte als Russlanddeutsche die Geschichte von Migration, von ehemaliger Kolonialpolitik, der Sowjetunion und Deutschlands auf mich. Heimat(en) werden mir zu- und abgesprochen. Zweisprachigkeit wird zum Problem der Identität und die historische und geographische Lage Zentralasiens machen es mir schwer, mich auf eine Herkunft zu reduzieren. Immer wieder das Gefühl, dass Heimat zu finden, nicht frei macht. Definiere ich meine Heimat oder wird sie von anderen gemacht? Wie viel von meiner Heimat als Migrantin der 2. Generation ist in mir? Wo bin ich? Sind meine Erinnerungen meine eigenen oder die meiner Eltern, die alles hinter sich gelassen haben und denen nichts blieb außer der Erinnerung? Bin ich nun fremd hier oder fremd dort?
Der Aufenthalt im Thealit Arbeitszimmer wird von mir als Kontemplation, Ausarbeitung und Erweiterung verstanden. Wenn der Heimatbegriff eine Krise erfährt, eine Krise, die ihn mit Ausgrenzung, Abschiebungen, militärischen Invasionen, Geschichtspatriotismus assoziiert… , dann muss ich als Mensch, der keine Heimat findet, der zu viele Heimaten hat, aber nicht heimatlos ist, zur Sprache finden und dann begebe ich mich auf die Reise zum Geschmack von Heimaten, um vielleicht sogar festzustellen, dass ich fasten möchte.