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*Anja Schnaars


*Anja Schnaars hat Grafik-Design mit den Schwerpunkten Trickfilm und Illustration an der Hochschule für Künste HfK Bremen studiert, das Studium 2001 abgeschlossen und ist seitdem freischaffend tätig. Einige Jahre hat sie hauptsächlich als Illustratorin, Animatorin, mitunter als Grafikerin gearbeitet und nur recht unbemerkt freie Projekte verfolgt. 2007 hatte sie einen Lehrauftrag für Animation an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. 2015 hat sie den Entschluss gefasst, sich auf ihre freien künstlerischen Arbeiten zu konzentrieren, hat die edition TOLLWURSTREGEN gegründet und veröffentlicht darin seither Anagramme und weiteren Wahnwitz, vorwiegend in Form von Künstlerinnenheften; diese wurden vielfach mit Preisen ausgezeichnet. Seit 2022 ist sie Mitglied im Künstlerinnenverband Bremen, GEDOK und beteiligt sich an Ausstellungen in Deutschland, der Schweiz, Italien und Spanien.

Ihre künstlerische Praxis ist inhaltlich wie formal ein Sich-Abarbeiten an Vorgegebenem. Mit Vorliebe eignet sie sich alltägliche, triviale Materialien an und nutzt sie als Sinnbilder der herrschenden Normalität, die es zu zerlegen gilt. Formal setzt sie sich gern feste konzeptuelle Rahmen, innerhalb derer sie im experimentellen Flow assoziativ und spielerisch agiert. Sie arbeitet seriell, multi- und transmedial, immer mit dem Fokus auf das Zusammenwirken von Text und Bild, von Inhalt und Form und von tiefgreifenden Gedanken und Humor.

Das künstlerische Prinzip des Zerlegens und Transformierens konsequent anwendend, tritt sie unter diversen (teils anagrammatischen) Pseudonymen in Erscheinung; all diese künstlerischen Pseudonym-Persönlichkeiten bilden ein personalunionistisches Kollektiv, das Eigenart, Austausch und wechselseitige Inspiration pflegt und sich gemeinsam auf www.wahre-freude.de präsentiert.


Während der residency im Arbeitszimmer tritt sie als Cara Janhanss* und Anna Schnaarz* in Erscheinung.

Cara Janhanss* / Anna Schnaarz*
"LOSLEGEN, SIE KOSTENLOS – GenderGAGA manifestieren"


Arschlöcher, die nicht bis zwei zählen können (0 und 1 reicht ihnen völlig), marschieren auf zum Kampf. Für ihre Freiheit. Für ihren ganz speziellen Regenbogen, dessen Farbspektrum von hellkack bis dunkelkack reicht. Für das sie mit Stolz erfüllende Schweinegülle-Topping auf jeder Leckerei auf ihrer heimatlichen Festtafel. Für Frauen auch, irgendwie. Also. Für richtige. Die meisten von ihnen haben ja selbst eine zu Hause. Weil das jetzt wieder sehr lustig ist, lachen sie. Hören wieder auf zu lachen. Gucken wieder ernst wie ihre Krawatten mit den verwegenen Mustern und wichtig. Weil das doch hier kein Zirkus ist …!


Wir schreiben das Jahr 2025. Wir sind diese Krawatten und Anzüge und die Männer darin leid. Wir sind diese erbärmlichen weißen Männer (cis!) mit ihren Potenzproblemen leid. Wir sind ihre Zuschreibungen leid, ihre Verdrehungen, ihr Sich-zu-Opfern-Stilisieren.

Ihre Wahnvorstellungen, ihre Zerstörungswut, ihre Vorherrschaftsmanien. Ihre Minderwertigkeitskomplexe, ihre Angstneurosen, ihre vollkommene Inkompetenz auf ganzer Linie.

Wir schreiben das Jahr 2025. Wir sind entschlossen, ihnen nicht das Spielfeld zu überlassen (das Spielfeld ist die Welt, die gerade kollabiert); wir rufen den Gendergagaismus aus. Ihn* in Wort und Bild zu manifestieren, nehmen wir uns für unseren Aufenthalt im „Arbeitszimmer“ vor. Wir sammeln Abfälle des allgegenwärtigen Irrsinns – Spam-Mails, im Internet zu findende Bilder von VIPArschlöchern, Groschenromane, Werbeprospekte, Bibeltexte – und rekapitulieren diese gagaistisch. Dabei nehmen wir patriarchale und neoliberale Strukturen mit all ihren Auswüchsen und deren Verbändelungen in den Blick und untersuchen das Potenzial von Queerness als widerständige Kraft gegen autoritären Konservatismus und Neo-Faschismus.

Der Gendergagaismus – so viel ist schon mal klar – geht gegen den Irrsinn des Normalen vor, zerlegt ihn, führt ihn vor, lacht ihn aus und wird sich manifestieren im assoziativen Zusammenspiel von inhaltlicher Recherche, gedanklichen Spinnereien und konzeptuellexperimentellen Visualisierungen.

Ein (vermutlich unfertiges und nicht am Ende sein wollendes) Multi-Media-Manifest des Gendergagaismus soll zum Abschluss unserer Residency vorliegen und präsentiert werden.