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Birgit Bosold und Peter Rehberg im Gespräch mit Claudia Reiche

Birgit Bosold ist seit 2006 Mitglied des Vorstands des Schwulen Museums. Sie ist für die Finanzen des Hauses zuständig und war maßgeblich an der strategischen Neuorientierung des Schwulen Museums beteiligt u.a. auch mit von ihr konzipierten Projekten. Zuletzt kuratierte sie zusammen mit Carina Klugbauer eine mobile Ausstellung zur queeren Geschichte in Deutschland in einem innovativen Format („on demand“) in Zusammenarbeit mit dem Goethe Institut und der Bundeszentrale für politische Bildung betreut, die ab 2020 weltweit tourt.
Beruflich ist sie auch im Private Banking zu Hause und arbeitet freiberuflich als Beraterin im Portfoliomanagement für Unternehmen, Stiftungen und private Mandanten_innen sowie als Fachautorin und -dozentin.

Dr. Peter Rehberg ist Sammlungsleiter des Schwulen Museums in Berlin. In dieser Funktion vertritt er das Museum bei vielen Anlässen und mischt sich in die aktuellen querpolitischen Diskussionen in Berlin und darueber hinaus ein. Er arbeitet auch akademisch und publizistisch. Von 2011 bis 2016 war er DAAD Professor an der University of Texas in Austin und 2018 Max Kade Professor and der University of Illinois in Chicago. 2019 wurde von ihm der Band „Fuer den Arsch“ im August Verlag herausgegeben und mit einem Nachwort versehen, ein Text, der bisher Guy Hocquenghem zugeschrieben worden ist, dessen Autor aber in Wirklichkeit Christian Maurel heisst. 2018 erschien von Peter Rehberg Hipster Porn: Querere Maennlichkeiten und affektive Sexualitaeten im Fanzine Butt bei books. Peter Rehberg hat hauptsaechlich zu den Themen Queer Theory, Gender Studies und Popkultur (z.B. Eurovision Song Contest) veröffentlicht, akademisch und journalistisch und ist er mit seinen Themen international regelmaessig auf Konferenzen vertreten. Ausserdem hat er einen Erzaehband und zwei Romane geschrieben, zuletzt Boymen (2011). Teile davon werden 2020 auch auf Englisch erscheinen.

Projekt

Diskussionsveranstaltung
27.02.2020

‚Queer’ und ‚Community’, diese Worte werden nicht selten zusammengefügt und lassen an freundschaftliche bis politische Zusammenschlüsse unterschiedlicher Queer-Personen denken, die mit dem Akronym LGBTIQA+ – erklärtermaßen lückenhaft – benannt werden. Einer vollständigen Aufzählung all dessen, was nicht heterosexuell sei, reichten die inkonsistent zusammengefügten Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Intersexual, Queer, Asexual etc. kaum aus.

Doch auch ‚Lücken’ anderer Art gibt es zwischen den unter diesem Kürzel Versammelten: einen politischen Bruch. Denn eine Verteidigung gegen aktuelle Angriffe von rechtsextremer populistischer Seite hat sich nicht nur nach ‚außen’ zu richten, sondern auch nach ‚innen’. Seit einigen Jahren etabliert sich ein entsolidarisierter Kurs in Teilen der ‚queer Community’, der sich auf eine antifeministische Stoßrichtung geeinigt zu haben scheint. Denn jeweils soll einem „Genderwahn“ ein Ende bereitet werden. Was als „Genderterror“, „Gesinnungsdiktatur“, „Gehirnwäsche“, „Sprachpolizei“, „Political Correctness“ und „Denkverbote“ auftaucht, stellt die allgemeine Schnittmenge dar, der „rotgrün versifft“ und „Kulturmarxismus“ hinzugefügt werden mögen, in aggressiv heteronormativer Propaganda noch „Frühsexualisierung“, „Homopropaganda“, und – dann wieder unisono – „Dekadenz“ und „Luxusproblem“, als die „Akademismus“ und „Aktionismus“ queer-feministischen Ursprungs herhalten sollen.

Populistische Gewissheiten richten sich, so die Ausgangsthese, gegen ein strikt widersprüchlich konstituiertes, jedenfalls unerträgliches, imaginäres Objekt: hier ein Gegenüber, das sich durch „elitäre“ Forderungen nach universeller Gerechtigkeit, ebenso wie durch offenen, durchsetzungsstarken Eigennutz verrate, dann auch Kinder und Familienleben aus hedonistischen Gründen verweigere und wiederum egoistisch, pervers beanspruche etc.

Was mag es mit diesem widersprüchlichen Objekt, das derzeit unter dem Wiedererkennungszeichen eines breit getragenen Anti-Feminismus daherkommt, auf sich haben? Spielt „Weiblichkeit“ bei diesem ideologischen Objekt eine Rolle?

Ein Gespräch über politische Trends inner- und außerhalb der ‚Queer Community“ von Berliner bis in internationale Lagen wird probiert, mit zwei Gästen, Dr. Birgit Bosold und Dr. Peter Rehberg – beide im Schwulen Museum, Berlin tätig – erweiterbar als gemeinsames Gespräch aller Anwesenden.