Serialität: Reihen und Netze

Thealit-Laboratorium vom 31.10. - 11.12.1999

 
 
 

Claudia Reiche

   

Filmprogramm 

Vortragstext

 
 
 
 
Tödliche Muster mit Aussetzern
Mutationen des Wissens und der Geschlechter in Jon Amiels "Copycat"
 

Dieser US- Film von 1995 über einen erstaunlichen Typus von seriellen Morden - der die Dokumentation berühmter Fälle von seriellem Mord präzise nachinszeniert - gibt mehr zu lesen als die Entziffernung der Thriller- und Suspense-Techniken. Als nicht gerade typisch für das Genre muß bereits die Beesetzung des winning teams mit zwei weiblichen Hauptrollen gewertet werden: Sigourney Weaver als wissenschaftliche Spezialistin zum Serienmord und Holly Hunter als Kriminalinspektorin. Eine Verschränkunhg von heterosexuellem Geschlechtsverhältnis und dem tödlichen Symptom des Serienkills wird hier aufgemacht. Jedoch geht es nicht um eine polarisierende Umwertung der Geschlechtsrollen, sondern um eine weitgehende Unterwanderung des Geschlechtsverhältnisses, die Lesarten jenseits der Psychologie der einzelnen Charaktere erlaubt. Fragen in dieser Hinsicht stellen sich bereits angesichts des englischen Originaltitels copycat, was das Lexikon als [Am sl Nachahmerin f] übersetzt. Wie nun mit der perfiden Imitation der weiblichen Position bei einem Serienkiller - ohne spezifische 'eigene' Handschrift - umgehen? "Ich meine diese Kerle sind wie ein Virus. Es gibt immer neue Mutationen." Ein close reading der filmischen Strukturen und eine Bezugnahme auf die Thesen der amerikanischen Literaturwissenschaftlerin N. Katherine Hayles zum kulturellen und Medienwechsel ins digitale Zeitalter wird versuchen, neue 'weibliche' Strategien im patriarchalen Repräsentationssystems erforschen.