Der Knotenaspekt des Netzquotienten
Wir befinden uns gegenwärtig in einer Zeit mit einer extrem hohen Vernetzungsrate, die besonders deutlich wird an der Ausbreitung des WorldWideWebs. Das WorldWideWeb ist, bezogen auf die Netzevolution insgesamt, noch im Entwicklungsstadium und die Anfänge sind noch überschaubar. Die Höhe der Vernetzung pro Flächen- oder Zeiteinheit deutet aber auf ein evolutionär instabiles Stadium hin. Ein Indiz für einen gerade stattfindenden grundlegenden evolutionären Wandel mit Ausrichtung auf eine arachnoide Zukunft.
Die kulturelle Entwicklung steuert auf eine Arachnoidisierung des Homo sapiens hin. Das absehbare Ziel ist der reine Arachnoid, eine Synthese von Spinne und Homo sapiens. Träger dieser Entwicklung ist das "Netz", bzw. die fortschreitende Vernetzung.
Wie lässt sich so eine evolutionäre Entwicklung beschreiben oder gar Bemessen?
Neben umfangreicher Recherchen- und Grundlagenforschung, ist der Netzquotient (NQ) entwickelt worden. Der NQ fungiert als Maßstab für diese Entwicklung. Er bietet nicht nur die Möglichkeit einer Klassifizierung verschiedenster Netze, sondern mittels des NQ kann der evolutionäre Stellenwert eines Netzes beschrieben werden.
SpiderBug
Bevor ich näher auf den NQ und den ihn maßgeblich bestimmenden Knotenaspekt eingehe, lassen Sie mich kurz die Grundlagen aus der SpiderBug-Forschung voranstellen. Denn der SpiderBug ist gerade im Bereich der Verknüpfung und Verknotung eine virulente Wirk-Größe.
Mein Arbeitsgebiet ist die Grundlagenforschung zu kulturellen, mentalen und biologischen Strukturen unserer netz-bedingten Zukunft. Eine der Dynamiken, die unsere netz-bedingte Zukunft beeinflussen, ist eine autonome, aktive Struktur im menschlichen Gehirn, der sogenannte SpiderBug oder auch unspezifischer CyberBug.
Der SpiderBug, dieses virusähnliches Agens, ist kürzlich im Gehirn des Homo sapiens entdeckt und isoliert worden. Dieser SpiderBug wird für viele netzinduzierte Vorkommnisse verantwortlich gemacht. Bisher konnte die Arachnomantik den die Zukunft bestimmenden Prozeß zwar belegen und beschreiben, doch erst der Nachweis des SpiderBugs gibt uns Einblick in die physiologischen und psychischen Bedingungen dieses Prozesses.
Arachnomantik ist eine neue Wissenschaft, die die biologische und kulturelle Evolution des Homo sapiens im Hinblick auf eine vernetzte Zukunft erforscht, sowie den Einfluss zukünftiger Arachnoiden auf diesen Prozess bestimmt. (Der Begriff "Arachnomantik" wird aus zwei Worten gebildet: "Arachne", griechisch, bedeutet Spinne und "Mantik" bezeichnet eine Technik, die Wissen über die Zukunft vermittelt.) SpiderBug kann man bezeichnen als ein Programm, das in den Ablauf der menschlichen Gehirnprozesse eingreift, vergleichbar einem Virus in einem Computerprogramm.
SpiderBug ist kein biologischer Virus. SpiderBug ist kein Computer Virus. SpiderBug ist nicht der "Millenium Bug". Es handelt sich beim SpiderBug um ein Cy-mage (Cyber-Image).
SpiderBug befindet sich im Gehirn des Homo sapiens und greift in die innovativen und strukturellen Prozesse ein.
Wie kommt es ins Gehirn?
Was sind die Infektionswege?
Infektion
+ Einige Infektionen folgen Mechanismen, die wir aus der gentechnischen Forschung kennen: Transduktion und Gene-swapping. (Aber keine Tröpcheninfektion.)
+ Auch sind von Pionen benutzte Verbreitungswege beobachtet worden.
+ Netzartige Gehirnstrukturen (sowie Strukturen von Atomen oder Zellen) programmieren den Virus
+ Via Informationsmoleküle, eine Kommunikationsform, die häufig von zukünftigen Arachnoiden benutzt wird.
+ Als weiteren Auslöser einer Infektion, allerdings bisher unbestätigt, werden Neutrinos genannt (die ja unbemerkt unsere Materie durchdringen).
Aktivierung
Ist ein Gehirn mit dem SpiderBug infiziert, muß dieser Virus noch aus dem inaktiven in den aktiven Zustand versetzt werden, um seine volle Wirkung entfalten zu können. Dazu braucht es eine intensive Konfrontation mit typisch arachnoiden Aktivitäten; wie z.B. Weben, Networking, erfolgreiches Fallenstellen oder auch der dezidierte Umgang mit Gift. Wir beobachten mit dem Moment der Aktivierung des SpiderBug, daß das menschliche Individuum unter starkem Druck steht, sein Ich von bestimmten Strukturen bestimmen zu lassen (Netz-, Faden-, Linien-, Knoten- oder Lochstrukturen.) So kontrolliert der SpiderBug die Sebstbestimmtheit des Homo sapiens.
Die heute anzutreffende Verbreitung fädiger- und netzartiger Strukturen z.B. in Maschinen, im Alltag oder in fast allen Gesellschaftssystemen ist Indiz für eine dramatische Steigerung der Infektionsrate.
Beispielsweise sind im Zusammenhang mit SpiderBug eine Reihe von neuen Krankheitsbildern beobachtet worden. Dazu gehören u.a.
+ die Web-osis, eine typische netzabhängige Neurose,
+ die Fadenfixiertheit, eine Obsession mit Linien, Fäden und Seilen,
+ die Internet-Sucht, eine Surfabhängigkeit,
+ die Netz-Paranoia, ein auf das WWW projizierter Verfolgungswahn,
+ und auch der Digi-Hype gehört in diese Reihe.
Diagnose
Der Nachweis des SpiderBug ist schwierig, weil die Untersuchungen im intakten funktionierenden Gehirn durchgeführt werden müssen. Der SpiderBug löst sich auf, sobald er sich außerhalb aktiver Hirntätigkeit befindet. Er ist abhängig von aktiven Synapsen und daher verständlicherweise auch schwer zu lokalisieren. (Es wird eine Relation zum Intelligenzquotienten vermutet, konnte aber noch nicht zweifelsfrei bestätigt werden.) Nachgewiesen werden kann nur ein aktiviertes SpiderBug. Ein deutliches Zeichen eines aktivierten SpiderBugs ist z.B. wenn man sich bewusst wird, daß man über die Maßen stark angezogen (abgestoßen oder auch verfolgt) wird von Netz-Ästhetiken oder wenn man sich getrieben fühlt, arachnoid zu handeln (wie z.B. eine Homepage zu programmieren oder für ein Symposium zu diesem Thema zu arbeiten.)
Heute finden wir Netzstrukturen einfach überall. Oft sind sie uns schon so vertraut, daß wir sie kaum als solche wahrnehmen. Der Homo sapiens ist ein netzdominiertes Wesen. Er tendiert dazu, seine Umgebung, sein Verhalten, seine Erfindungen auf die eine oder andere Art als Netz zu gestalten. Auf mentaler Ebene gehorcht der Homo sapiens arachnoiden Mustern.
Vor dem Hintergrund dieser netzinduzierenden Mechanismen wird auch verständlich, warum eine Ausstellung, die sich mit dem Verhältnis von Reihen zu Netzen auseinandersetzen will, zu dem Ergebnis kommt, daß das Verbindende, die wiederholte Verknüpfung, das was aus Reihen Netze machen könnte, die Knoten eben, nicht sichtbar wird.
Man weiß nun, daß ein typischer Wirkmechanismus des SpiderBugs darin besteht, fädige Strukturen zu verbinden, zu verwirken, zu verwickeln. Ein weiteres Phänomen, ausführlich in der Literatur zur arachnomantischen Forschung beschrieben, ist die Tendenz, die zukünftigen Entwicklungen zu verschleiern, bzw. im Unbewussten zu belassen (Verdrängung). Diese Tendenz zeigt sich z.B. auch, wenn wir durch die Ausstellung "Serialitäten: Reihen und Netze" gehen. (Oder ist Ihnen da gar nichts aufgefallen?) Bevor ich an ihre Erinnerung anknüpfe, möchte ich kurz eine Definition des Netzquotienten (NQ) geben.
Netzquotient
Für die Evolution des Netzes fehlte bisher immer noch eine für alle Netzerscheinungen gültige Bemessungsgrundlage. Der NQ wurde ursprünglich als Maßstab für die Einordnung der neuen Lebewesen im Netz entwickelt.
Eine ausführliche Geschichte der Netz-Evolution würde hier zu weit führen. Lassen Sie mich nur ein paar Stichworte aufzählen:
+ Die fädige Strucktur der Atome,
+ die Netzstruktur von Molekülen, Zellen, Kristallgittern, Pflanzen und Blutkreislauf,
+ die Erfindung der Sprache, der Kommunikation durch den Homo sapiens,
+ die Webtechnik (Kleidung und Werkzeug),
+ die Einführung des abstrakten Denkens über ein Knotenbild als religiöses Symbol,
+ Straßennetze, Telefonnetze, bis hin zum Internet,
+ usw.
Wir benötigen Parameter, um die Entwicklung des Netzes zu einer erwarteten zukünftigen Form in Relation zu setzen.
Der Netzquotient setzt sich aus vier Parametern zusammen:
+ Fadenfrequenz (s) - wieviele Fäden oder Linien, welcher Art sind sie (welches Material, sind sie virtuell, ist es Sound, sind sie programmiert usw.)
+ Wiederholungsalgorithmus (w) - zu vernachlässigen, weil rein quantitative Größe
+ Knotenaspekt (a) - ein Knoten ist eine geschlossene Kurve im dreidimensionalen Raum, die sich selbst nirgends schneidet. Die Mathematik ist heute noch nicht in der Lage, eine Berechnungsgrundlage für jede Art von Knoten zu liefern. Der Knotenaspekt ist also teilweise die unbekannte Größe in der Gleichung des NQs.
+ Lochverschaltung (o) - das Loch oder die Leerstelle ist eine meist übersehene Größe im Netz. Dabei steht das Loch für Durchlässigkeit eines Netzes und seine Größe und Anordnung bestimmt die Zielgerichtetheit eines Netzes.
Das Verhältnis von Knoten zu Faden zu Loch bestimmt, um was für ein Netz es sich handelt.
Eine einfache Reihe von Knoten ist noch lange kein Netz.
Die Evolution des Netzes wird von spezifischen Produktionsverfahren gesteuert. Verfahren, die darauf abzielen und bewirken, daß sich jede Reihe zu einem Netz verformt oder strukturiert. Als Hilfsmechanismus funktioniert hier der SpiderBug.
Knotenaspekt
Hier einige häufig auftretende Knoten, die für die Berechnung des Knotenaspektes für den Netzquotienten von Bedeutung sind:
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Strategien
Als Strategie zum Umgang mit SpiderBug kann ich nur empfehlen, gründlich über den Stand der Forschung (Archnomantik, bzw. SpiderBug) zu informieren und konzentrierte arachnoide Aktivitäten auszuüben. Wie z.B. regelmäßig zu spielen oder auch öfters als bisher online zu gehen. Auch ist neben dem Praktizieren von cyberfeministischen Verfahren, z. B. des Dissenz, der Besuch netzbezogener Ausstellungen und Symposien sehr zu empfehlen. Dabei ist zu beachten, daß diese Aktivitäten sehr bewusst auszuagieren sind. Das stärkt nicht nur den Realitätssinn, sondern garantiert auch, daß der SpiderBug korrekt aktiviert wird.
Ein Schutz vor einer Infektion ist nicht bekannt. Und alle Versuche, die Aktivierung des SpiderBugs im Gehirn des Homo sapiens zu vermeiden, sind bisher früher oder später gescheitert.
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