Serialität: Reihen und Netze

Thealit-Laboratorium vom 31.10. - 11.12.1999

 
 
 

Friederike Janshen und Sabine Schönfeldt

     

Vortragstext

 
 
 
 
Die roten Handschuhe. Verkleidete Eingriffe im TATORT
 

Die roten Handschuhe - da hängen sie, paarweise und wunderschön anzusehen. Im TATORT braucht man sie zum Verkleiden der Hände, zum Schutz vor Ansteckung, zur Vermeidung von Spuren.
Das wiederkehrende TV-Spiel der Verfolgungen und Verkleidungen stellt die Frage nach TAT und ORT. Die roten Handschuhe legen dafür Spuren.
Die Frage nach dem Täter stellt sich im Spiel der roten Handschuhe scheinbar wie von selbst. Zudem an einem Ort, der Tote birgt: sie hängen an einem Fleischerhaken, in der Pathologie des TATORTs.
Der Pathologe und seine Assistentin tragen sie schon, als die Kommissare den kalten Saal betreten. Auf dem Weg zur Leiche werden sie die roten Handschuhe anlegen. Das Fingerspiel beginnt: Handbewegungen, die vorsichtig gehaltene Pinzette, die Briefmarke.
Es mag sein, daß sich auch die Kommissare nicht mehr um die Handlung scheren. Doch wird sie getragen von der Wiederkehr der Handschuhe. Immer wieder tauchen sie auf, die Handschuhe, am Ort des Todes und des Toten, der Bergung und des Mülls. Sie wechseln ihre Farbe und verkleiden ihre Träger.
Stills und Texte werden nach der Eigendynamik des Nebensächlichen im allsonntäglich wiederkehrenden TATORT zu fragen suchen.