Der Begriff »Schutzraum« lässt an einen Ort denken, der Sicherheit vor Katastrophen bietet. Vielfältige Gewalteinflüsse und Machtformen machen sehr verschiedene individuell oder kollektiv eingenommene Schutzräume nötig. Auch Kulturen, Lebensweisen und Organisationsformen, Ansichten und Überzeugungen, Denkweisen und Artikulationsformen können Schutz benötigen. Umgekehrt sind sie in der Funktion von Schutzräumen erfahrbar. Geschützte Räume müssen nicht notwendigerweise physische Orte sein und ihre Schutzformen reichen von der momentanen Sicherung des bloßen Überlebens bis hin zur dauerhaften Einrichtung von Freiräumen. Schutzräume wirken als exklusive Räume, als Rückzugsorte und Gewebe von mehr oder weniger vertrauensvollen Beziehungen. In Zeiten, in denen die Forderungen nach Verwertbarkeit, (digitaler) Vernetzung und (medialer) Präsenz nahezu allgegenwärtig sind, erhalten Schutzräume neue Bedeutungen. Das World Wide Web wird als Schutzraum in Anspruch genommen, gleichzeitig perfektioniert es Überwachung, Kontrolle und Steuerung. Kollektiv eingenommene, selbstbestimmte Orte, wie sie z.B. aus den sozialen Bewegungen der 1970er und `80er Jahre hervorgegangen waren, werden wiederentdeckt. Doch stehen diese Errungenschaften Kritiken gegenüber, die sich vor allem auf ihre Ausschlussmechanismen beziehen und dafür Forderungen nach mehr »Vielfalt« und »Transparenz« ins Feld führen. Freiraum und Ausschluss liegen dicht beieinander oder bedingen sich sogar gegenseitig. Rückzug kann Folge von Bedrohung, Angst, Erschöpfung und Lustlosigkeit sein – oder Ausdruck von Langeweile, Verweigerung und Konzentration. Und wer in einem Schutzraum einfach nur schläft, ist vielleicht Teil einer Rebellion? Das thealit lab 2013 will unterschiedliche »Schutzräume« erkunden, befragen, diskutieren, entwerfen, schaffen, begehen: Auf welche Weise und unter welchen Zielsetzungen werden geschützte Räume gestaltet? Welche Kritiken und Selbstkritiken werden dabei berücksichtigt? Wie ist Rückzug als aktivistische, künstlerische Strategie begründet und erfahrbar? Lassen sich die wirklich guten Schutzräume überhaupt auffinden? Und wann wird es Zeit den Schutzraum wieder zu verlassen? Das Kunst- und Theorie-Labor zum Thema »Schutzraum« findet in Bremen vom 01. bis 08. September 2013 mit einer Ausstellung (Kultur im Bunker) und einer Konferenz (Plantage13) statt.
Eine Lektüregruppe mit Texten zum Thema trifft sich ab Juni 2013 abwechselnd in Hamburg und in Bremen. Die Termine werden jeweils bekannt gegeben. Bei Interesse bitte melden unter info@thealit.de
Das Lab SCHUTZRAUM – Politik Ästhetik Medien wird kuratiert von
Kea Wienand und Monika Wucher. «