Aus dem Reader
zu dem Vortrag
dies ist mein Körper ...
dies ist meine Software

von ORLAN

ORLAN
L'ART  CHARNEL

Definition:
L'Art Charnel ist eine Arbeit am Selbstportrait im klassischen Sinn, aber mit den technischen Mitteln unserer Zeit. Sie oszilliert zwischen Defiguration und Refiguration. Sie schreibt sich ins Fleich ein, weil unsere Epoche uns das zu ermöglichen beginnt. Der Körper wird ein "modifiziertes Readymade", weil er nicht mehr dieses Ready-made ist, das man nur noch signieren muß.

Unterscheidung:
Im Gegensatz zur "BodyArt" von der sie sich unterscheidet, will L'Art Charnel nicht den Schmerz, sie suct ihn nicht als Quelle der Reinigung, sie konzipiert ihn nicht als Endlösung. L'Art Charnel interessiert sich nicht für das Endresultat der plastischen Chirugie, sondern für die chirugische Operation als Performance und den modifizierten Körper, der zum Ort öffentlicher Debatte geworden ist.

Atheismus:
Deutlich gesprochen, beerbt L'Art Charnel nicht die christliche Tradition, gegen die sie kämpft! Sie hakt deren Negation des "corps-plaisir" ab und legt angesichts der wissenschaftlichen Entdeckungen die Stellen des Zusammenbruchs bloß.
L'Art Charnel beerbt ebensowenig eine von Enthauptungen und andere Martyrien durchkreuzte Hagiographie, sie fügt eher hinzu, als daß sie wegnimmt, steigert die Möglichkeiten, statt sie zu reduzieren. L'Art Charnel ist nicht selbstverstümmelnd.
L'Art Charnel transformiert den Körper in Sprache (langue) und kehrt das christliche Prinzip des Wortes, das Fleisch wird, um, zugunsten des Wort gewordenenFleisches: nur Orlans Stimme bleibt unverändert, die Künstlerin arbeitet über die Darstellung.
L'Art Charnel hält das berühmte "du wirst unter Schmerzen gebären" für anachronistisch und lächerlich, wir Artaud will sie mit Gottes Urteilsspruch Schluß machen, jetzt haben wir die Periduralanästhesie, vielfältige Betäubungs- und Schmerzmittel, es lebe das Morphium! Nieder mit dem Schmerz!

Wahrnehmung:
Jetzt kann ich meinen eigenen Körper offen sehen ohne zu leiden! Ich kann mich bis auf den Grund der Eingeweide sehen; neues Spiegelstadium. "Ich kann das Herz meines Geliebten sehen und seine herrliche Zeichnung hat nichts mit den gewöhnlichen gezeichneten Künsteleien zu tun: " Chérie, ich liebe deine Milz, ich liebe deine Leber, ich bete deine Bauchspeicheldrüse an und die Linie deines Schenkelknochens erregt mich."

Freiheit:
L'Art Charnel  bestätigt die individuelle Freiheit des Künstlers und in diesem Sinn kämpft sie auch gegen das Apriori und Diktate: daher schreibt sie sich ins Soziale ein, in die Medien (wo sie zum Skandal wird, weil sie die Überlieferten Ideen durchbricht) und geht bis ins Rechtliche.
Auf den Punkt gebracht: L'Art Charnel  ist nicht gegen die ästhetische Chirugie, aber gegen die Standards, die sie verbreitet und die sich insbesondere in das weibliche, aber auch in das männliche Fleisch einschreiben. L'Art Charnel ist feministisch, das ist notwendig.
L'Art Charnel interessiert sich für die ästhetische Chirugie, aber auch für die Hochtechnologien der Medizin und der Biologie, doe den Status des Körpers infrage stellen und ethische Probleme aufwerfen.

Stil:
L'Art Charnel mag Barockund Parodie, das Groteske und die nicht beachteten Stile, denn L'Art Charnel wendet sich gegen den sozialen Druck, der ebenso auf den menschlichen Körper, wie auf den Körper des Kunstwerks ausgeübt wird. L'Art Charnel ist antiformalistisch (und antikonformistisch).
ORLAN 1994

 

L'ART  CHARNEL in englischer Sprache
http://www.dundee.ac.uk/transcript/volume2/issue2_2/orlan/orlan.htm

 CONFÉRENCE
 
  SOME PUBLICATIONS FROM ORLAN'S BIOGRAPHY
 
  ORLAN VIDEOGRAPHIÉ
 
 Kommentar von Ulrike Oudée Dünkelsbühler

 
  taz bremen 17.10.1997 (PRESSE)
 
  BREMER 10/97 (PRESSE)

 

mehr zu ORLAN im Internet
Madame Orlan

...THIS IS MY BODY.....THIS IS MY SOFTWARE
http://www.unn.ac.uk/~dex7/zone/orlan.htm

 

ORLAN in Netmagazine
http://www.baskerville.it/netmag/G_Orlan.html

 

http://panoramix.univ-paris1.fr/UFR04/rhizome/revues/exogene/orlan.htm

http://www.mccreary.demon.co.uk/ica/onland3.htm

http://www.biennale-de-lyon.org/biac95/eng/orlan.htm

 

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