Debatten werden gern und generell als Zeugnisse demokratischer Ordnung aufgerufen: die parlamentarische und politische Debatte, die klassisch wissenschaftliche bis hin zu TV-Duellen und Shows, Onlineforen, Chats ... Debatten gibt es in politischen und Medienkontexten, aber auch in Schulen und schon im Kindergarten, Selbstbehauptung und gerechte Entscheidung zu fördern.
Debatten werden zuallererst geführt, nicht aufgeführt. Aber die Debatten wie die Debattierenden führen sich ebenso immer selbst auf und vor. Das heißt: die Debatten sind performative Entwürfe und Wandlungen einer Redekultur und derjenigen, die die Debatte führen. Sich so aufzuführen hat mit ausgeführten Handlungen zu tun, anders gesagt, mit dem Inszenieren von Argumenten und dem Formatieren von Wählbarkeiten. Wie das Ausführen, Vorführen und Führen, und das Sich Aufführen zur Kunst und zu Techniken des Debattierens steht, untersucht das thealit Labor DEBATTERIE!
Ist die Debatte mit ihrem Fluchtpunkt des rationalen Urteilens jemals so recht vernünftig gewesen oder verdeckt sie bloß Antagonismen? Sind Debattierende nicht immer schon Darsteller*innen in einem unmöglichen Spiel der Demokratie zwischen Präsenz und Repräsentation? Wie debattiert es sich heute – nicht? Welche Regeln, Verstöße, Parodien und Interventionen können heutige Formen des Debattierens bestimmen?
"DEBATTERIE! Antagonismen aufführen" legt den Schwerpunkt auf performative und partizipatorische Experimente. Eine Kritik an den Regeln und Performanzen der Debatten steht ebenso an wie Experimente einer neuen Streitkultur.
Claudia Reiche und Andrea Sick (Kuratorinnen)