Künstliche Führungen - Konzept Art von Frauen

 
       
 
 

Programmatisch gesprochen:

Solange Kunst ist, was sich selbst spricht, sich selbst beinhaltet, im Besitz der eigenen Wahrheit ist, hat ihre Ermittlung kein eigenes Selbst, sondern übersetzt. Die Referentin bringt den Repräsentanten zum Sprechen;: übersetzt wird ein Werk in Bezug auf z.B. andere werke, den Kanon von Sujet und Material, Vorgänger, Künstler/in etc. Kunst ist so natürliche Voraussetzung für alle möglichen Bezüge. Führungen sind künstlich, da sekundär; sie erfinden erst Äußerlichkeiten für einen Kommentar.
Solange Kunst eigentlich nicht selbst ist, nur als etwas ist, als Bezug auf einen bestimmten Rahmen, hat ihre Vermittlung immer noch kein Selbst, sondern steht im Dienst, um zu zeigen, daß Kunst schon vorm Zeigen gewesen ist.
Kunst ist künstliche Voraussetzung für Führungen: leere, aber produktive Stellen. Sie produzieren Kunst, insofern sich kein Werk ohne seine Darstellung sehen lassen kann. Kunst kommt von künstlich.
Solange der Rahmen den Anspruch erhebt, künstlich zu sein, handelt das Programm auch von sich selbst. Um das zu sehen, bedarf es kleiner Kunstgriffe – z.B. Künstlicher Führungen. Sie führen neben dem Werk auch das Führen vor. Das Nichtdarstellbare, die Arbeit des Rahmens und wie er den Ausschnitt macht, die Arbeit des ALS und wie es die Übersetzungen macht, wird mit Mitteln der Darstellung vielfach angespielt.
Vermittlung wäre eine Kunst. Es kann nicht gezeigt werden, wie die Kunst wirklich ist, weil die Art ihrer Vorführung aus einer Kunst immer eine andere gemacht haben wird. Nur in der Repräsentation entstehen Präsenzen. Die verschiednen Wiederholungen der Repräsentation des vermeintlichen Selben können erst in ihren Unterschiedlichkeiten das Wahrnehmungsfeld aufschließen für die Unterschiede, die das Wahrzunehmende hervorgebracht haben.
"Frau" ist nichts gegen den Mann. Wo er Mann ist, hat sie Mangel. Die innere Leere – sie stellt ja nichts dar – muß kaschiert werden (so wurde das Weben erfunden, sagt Freud) mit möglichst vielen Attributen, die die Weiblichkeit der Frau herstellen. Frau ist ein Kunstprodukt. KA weiß, was Frauen anzieht. Ohne einfach einem Mangel an Renommee mit einem neuen Ehrennamen abzuhelfen, ohne nur das Feld der Repräsentanten um die fehlenden Innen und Außen vorübergehend zum Außen machen, Konzeptionen von vermitteln, Innerlichkeit, Natur, gegebenem zu gewordenen Künstlichkeiten.
Das gilt auch für Konzeptionen von Frausein. Nicht zuletzt ein Schema F wie Feminismus vervielfältigt sich zu Schemen.
Wenn nämlich der Rahmen der gegebene, also wahre wäre, würde er Kunst zu einer Illustration machen. Als ob es natürlich wäre, Kunst von Frauen zu zeigen. Innen treten in ein künstliches Gespräch mit Frauen.
Es ist eine Kunst, Kunst anständig zu verkaufen. Wenn Frau draufstünde, würde damit ein Innen versprochen? Welche Bekleidungsfirma könnte eine angemessene Umschlaghülle bezeichnen? Wie kann Kunst zu einer Ware abgestempelt werden, deren Tauschwert künstlich ist, und die nur verdinglicht zirkuliert? Unter falschem Namen, unter dem Siegel einer Institution, die Frauen anzieht, ist die Vermittlung stempeln gegangen. Ob Konzepte oder Konzerne zitiert werden – für ein Heft muß beschrieben werden, was heftiger nicht vermittelt werden kann.
Ohne Äußerlichkeiten kein Innen. Ohne Aufdruck kein Ausdruck. Ohne Kleid kein Aufzug. Vielen Dank.


Mit Präsentationen von:
Ewjenija Tsanana, Birgit Antoni, Bigit Durbahn, Marianne Schuller, Bettina Sefkow, Tuija Schulte-Hyytiäinen, Claudia Reiche, Kerstin Scholz, Ulrike Bergermann, Eva Meyer, Chriistine Fuchs, Birgit Bosold, Birgit Kiupel, Eva.-Maria Schön, Anna Postmeyer, Andrea Sick, Sigrid Schade, Susanne Loehr, Schröder, Insa Härtel, Friederike Janshen,

Dokumentation
ÜberSchriften aus Bildern und Büchern herausgegeben von Andrea Sick, Ulrike Bergermann, Friederike Janshen, Claudia Reiche, Frauenkulturhaus TheaLit Bremen 1994
Format 17x24cm
Hardcover, 450 Seiten, ca. 600Bilder

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